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Warum das Kratzen so gut tut

Meldung vom 01.02.2008 - Die heftige Berührung der Haut beeinflusst ein für negative Emfpindungen zuständiges Hirnareal

Kratzen beeinflusst nicht nur die betroffene Hautpartie, er verringert auch die mit dem Juckreiz verbundene negativen Emotionen im Gehirn. Dies haben Forscher der Wake Forest University in Winston-Salem herausgefunden, als sie die Hirnaktivität von Testpersonen während des Kratzens überwachten. Die Aktivität derjenigen Areale im Gehirn, die für negative Gefühle oder Erinnerungen verantwortlich sind, wurde mit fortschreitender Tätigkeit immer geringer. Die Wissenschaftler hoffen nun, mit dieser neuen Erkenntnis Menschen mit chronischem Juckreiz helfen zu können.

Die wohltuende Wirkung des Kratzens ist eine alltägliche Erfahrung – und selbst wenn schon das Blut aus aufgekratzten Hautpartien fließt, überwiegt oft noch die Erleichterung. Auf der Suche nach den Hintergründen untersuchten die Wissenschaftler nun dreizehn Freiwillige in einem Magnetresonanztomographen. Während das Gerät die Hirnaktivität aufzeichnete, kratzten die Forscher die Freiwilligen in regelmäßigen Intervallen am Unterschenkel.

Bei allen zeigte sich eine deutliche Absenkung der Aktivität in zwei Arealen der Großhirnrinde: im vorderen und im hinteren cingulären Cortex. Das erste Hirnareal ist mit dem Gefühl der Aversion gegen unangenehme Sinneswahrnehmungen verbunden, das zweite mit Erinnerungen. An einem Tiefpunkt war die Aktivität in diesen Regionen zu dem Zeitpunkt, wo sich das Kratzen für die Testpersonen am intensivsten anfühlte.

Eine Erhöhung der Aktivität konnten die Forscher hingegen im sekundären somatosensorischen Cortex und im präfrontalen Cortex beobachten. Diese Areale steuern Schmerzempfindung und Zwangsverhalten – was erklären würde, warum viele Menschen mit dem Kratzen gar nicht mehr aufhören können und der Schmerz dabei eher zweitrangig wahrgenommen wird. Mit Hilfe dieser Ergebnisse wollen die Forscher jetzt Medikamente entwickeln, die gezielt die Aktivität der betroffenen Gehirnregionen beeinflussen. Damit könnte vor allem Menschen geholfen werden, die an Ekzemen leiden oder Dialyse erhalten, was ebenfalls einen schweren Juckreiz hervorrufen kann.

Mitteilung der Wake Forest University, Winston-Salem

wissenschaft.de – Livia Rasche




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