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Gerechtigkeit macht glücklich

Meldung vom 04.03.2008 - Fairness aktiviert Belohnungszentrum im Gehirn

Ein faires Angebot macht glücklich, auch wenn der finanzielle Gewinn dabei eher gering ausfällt. Das geht aus einer Studie hervor, bei der Versuchspersonen zufriedener und glücklicher waren, wenn sie zwei Dollar von einer Gesamtsumme von vier Dollar angeboten bekamen, als wenn zwei von zehn Dollar zu haben waren. Gehirnscans, die während der Unterbreitung des Angebots bei den Probanden gemacht wurden, bestätigten das subjektive Gefühl der Testpersonen: Bei fairen Angeboten war eine erhöhte Aktivität der Belohnungszentren im Hirn zu sehen, berichten Golnaz Tabibnia von der Universität von Kalifornien in Los Angeles und seine Kollegen.

Fairness im Geschäftsleben ist durch die gerechte Verteilung einer Summe zwischen zwei Parteien definiert. Ein faires Verhalten gilt auf lange Sicht materiell als günstigster als unfaires. Forscher nahmen daher bis jetzt an, dass die Zufriedenheit bei fairer Behandlung rein materiell bedingt ist. Tabibnia und seine Kollegen bezweifelten diese Hypothese jedoch und entwickelten zur Überprüfung einen Versuch, der Fairness von finanziellem Gewinn abkoppelt: Sie rekrutierten 29 Studenten, denen vor Beginn der Tests erzählt wurde, andere Testteilnehmer hätten bestimmte Angebote vorgelegt. Akzeptierten sie ihr Angebot, könnten sie das Geld behalten, andernfalls würde keiner der beiden Partner etwas erhalten. Um den Einfluss des finanziellen Gewinns auf die Entscheidung auszuschalten, unterbreiteten die Wissenschaftler den Studenten nur gleichwertige Angebote, wie 7 von 15 und 7 von 23 Dollar.

Bei der anschließenden Befragung gaben die Probanden an, sich bei gerechten Angeboten glücklich und zufrieden gefühlt zu haben, was Messungen mit dem funktionellen Magnetresonanztomographen bestätigten: Bei sehr fairen Angeboten war die Aktivität in Gehirnregionen, die mit positiven Gefühlen und Belohnung assoziiert sind, viel höher als normal. Dies belege, so die Forscher, dass Fairness an sich schon positive Emotionen hervorrufe, unabhängig vom materiellen Gewinn.

Bei ihrem Versuch machten die Wissenschaftler um Tabibnia noch eine weitere interessante Entdeckung: Wenn unfaire Angebote mit einem hohen finanziellen Gewinn einhergingen, wie bei 7 von 23 Dollar, änderte sich das Muster: Der ventrolaterale präfrontale Cortex, der Gefühle reguliert, erhöhte seine Aktivität, während die vordere Inselrinde, die negative Effekte hervorruft, ihre Aktivität einschränkte. Auf diese Weise, so die Forscher, würden negative neuronale Reaktionen auf ein ungerechtes Angebot gedämpft und die Logik einer sinnvollen ökonomischen Entscheidung könne über den Stolz triumphieren.

Golnaz Tabibnia (Universität von Kalifornien, Los Angeles) et al.: Psychological Science, Band 19, Nr. 4

wissenschaft.de – Livia Rasche




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