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Borreliose

Die Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit ist eine multisystemische Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi aus der Gruppe der Spirochäten ausgelöst wird. Es kann jedes Organ, das Nervensystem, die Gelenke und das Gewebe befallen werden. Die Erkrankung kommt beim Menschen und allen anderen Säugetieren sowie Vögeln vor. Die Übertragung erfolgt vor allem durch den Holzbock, eine Zeckenart; sehr selten auch durch Stechmücken oder Pferdebremsen.

Hintergrund: Zecken übertragen Borreliose

Mit Beginn der warmen Witterung hat auch die Zeckensaison begonnen. Die kleinen Blutsauger sind nicht nur lästig, sie können auch gefährliche Krankheiten übertragen. Die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit ist die Lyme-Borreliose, an der in der Bundesrepublik jährlich etwa 50.000 - 100.000 Menschen erkranken. Da die Diagnose schwierig ist, werden viele Infektionen jahrelang unerkannt verschleppt. Was wie eine harmlose Sommergrippe anfängt, kann dann als chronische Arthritis enden.

Anders als bei der ebenfalls duch Zecken übertragenen Hirnhautentzündung (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, FSME), die nur in Gebieten mit einer mittleren Jahrestemperatur von mindestens 8° C vorkommt, ist die Borreliose weltweit verbreitet. Den Namen Lyme-Borreliose trägt die Erkrankung nach einer epidemischen Ausdehnung von Arthritis bei Kindern, die in den siebziger Jahren im Städtchen Old Lyme in den USA beobachtet wurde. Zwar wurde damals schon erkannt, daß die Erkrankung durch einen Zeckenstich übertragen wurde, doch der Erreger wurde erst in den achtziger Jahren entdeckt.

Während man sich vorbeugend gegen die Viruskrankheit FSME impfen lassen kann, gibt es gegen Borreliose in Europa noch keinen Impfschutz. Der Impfstoff, mit dem sich Amerikaner seit letzem Jahr gegen Borreliose schützen können, ist für die hiesigen Verhältnisse nicht geeignet. Denn während die Krankheit dort nur duch das Bakterium Borrelia burgdorferi, benannt nach seinem Entdecker Willy Burgdorfer, hervorgerufen wird, findet man bei uns zwei weitere Arten, Borrelia garinii und Borrelia afzelii, gegen die der Impfstoff wirkungslos ist.

Ist man von einer Zecke gestochen worden, sollte man sie so schnell und vorsichtig wie möglich entfernen, denn die Borrelien sitzen im Darmtrakt der Zecke und wandern erst nach einiger Zeit in die Haut ein. Zum Entfernen sollt man die Zecke mit einer geeigneten Pinzette knapp über der Einstichstelle packen und sie mit einer leichten Drehbewegung herausziehen. Keinesfalls sollte man auf den Körper des Tieres drücken oder Hausmittel wie Öl oder Klebstoff auf die Zecke tropfen, da dies dazu führt, dass das Tier im Todeskampf seinen Darminhalt und damit die Erreger in die Haut abgibt.

Die Schwierigkeit liegt in der Diagnose

Da es sich um eine durch Bakterien hervorgerufene Erkrankung handelt, kann die Borreliose mit Antibiotika bekämpft werden. Schwierig ist die Diagnose der Krankheit. Denn die Symptome sind vielfältig, überschneiden sich mit den Syptomen anderer Krankheitsbilder und gehen oft auch ohne Behandlung wieder zurück. Zusätzlich wird die Diagnose dadurch erschwert, dass sich sich viele an Borreliose erkrankte Personen gar nicht an einen Zeckenstich erinnern. Das liegt einmal an der Tatsache, daß der Beginn der Infektion lange zurückliegen kann, und andererseits daran, daß Zecken in jedem ihrer Entwicklungsstadien Borrelien übertragen können. Zecken in ihren Jugendstadien sind jedoch so klein, dass sie oft gar nicht bemerkt werden.

Die Diagnose wird meistens durch einen Bluttest abgesichert. Labortests bestätigen entweder die Anwesenheit von spezifischen Antikörpern oder von Borrelien-DNA im Blut. Man kann Borrelien auch aus erkranktem Gewebe heranziehen und so eine Infektion nachweisen.

Die Erreger der Lyme-Borreliose sind eng mit dem Syphiliserreger (Treponema pallidum) verwandt. Anders als Syphilis wird Borreliose aber nicht durch sexuellen Kontakt, sondern nur durch Zecken übertragen. Beide Erreger gehören zu der Gruppe der Spirochäten, einer Familie von beweglichen, schraubenförmigen Bakterien. Im menschlichen Organismus sondert das Bakterium sogenannte Toxine ab, Stoffwechselprodukte, die zum Krankheitsbild der Borreliose führen.

Die Krankheit durchläuft mehrere Stadien

Wie bei der Syphilis existieren mehrere Krankheitsstadien, die fließend ineinander übergehen oder auch durch sehr lange beschwerdefreie Intervalle getrennt sein können.

Ansteckung: Stadium I

Nach der Übertragung der Borrelien ist die Infektion zunächst auf die Haut beschränkt. In etwa der Hälfte der Fälle beobachten die Betroffenen die sogenannte "Wanderröte", eine normalerweise ringförmige Hautrötung, das so genannte Erythema migrans. Die Rötung tritt einige Tage bis zehn Wochen nach dem Stich auf und ruft kaum Beschwerden hervor. Wird sie beobachtet, sollte dieses Warnzeichen auf keinen Fall missachtet und sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Ausbreitung: Stadium II

In den folgenden acht bis zehn Wochen kommt es zu einer Ausbreitung des Erregers durch die Blut- und Lymphgefäße. Während dieser Phase beginnt das körpereigene Immunsystem den Erreger zu bekämpfen. Der Körper bildet Antikörper und Killerzellen reduzieren die Zahl der Borrelien drastisch. Durch den Kampf des Immunsystems mit den Erregern treten Symptome wie Abgeschlagenheit, Nachtschweiß, Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen auf. Diese Symptome werden oft mit einer Sommergrippe oder anderen Krankheiten verwechselt.

In den ersten beiden Stadien der Krankheit ist die Borreliose relativ leicht durch eine konsequente Behandlung mit Antibiotika zu bekämpfen.

Der Erreger setzt sich fest: Das chronische Stadium III

Den Kampf mit der Körperabwehr überleben die Borrelien nur an einigen Stellen im Körper, die vom Immunsystem schlecht erreicht werden, wie etwa im Bindegewebe der Gelenke oder in Nervenzellen. Hier überdauern sie in geringerer Zahl und können in unregelmäßigen Abständen zum Wiederaufflammen von Krankheitssymptomen führen, die auch Monate und Jahre nach Infektionsbeginn auftreten können. Typisch sind "von Gelenk zu Gelenk springende" Entzündungen.

Im Spätstadium ist es schwierig, die Borreliose zu behandeln, da auch die Antibiotika zu den schlecht durchbluteten Geweben kaum vordringen können.

Links zum Thema Borreliose: eine Auswahl aus den zahllosen Webseiten zum Thema Borreliose soll Ihnen die Orientierung im Datendickicht erleichtern:

Leicht verständliche Informationen und Buchtips zum Thema Borreliose finden Sie auf der Seite von MedizInfo

Die Seiten der Universität Heidelberg wendet sich mehr an fachkundige Leser.

Eine umfassende Beschreibung der Symptome und Behandlungsmöglichkeiten findet sich in der deutschen Übersetzung eines Aufsatzes von Dr. med. Joseph Burrascano. Das englische Original ist ein Standardwerk zum Thema Borreliose.

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by Dr. Radut