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Mensch

Menschen können fester zubeißen als bislang vermutet

Meldung vom Montag, 22. Juni 2010 - Das Essen mit Messer und Gabel hat uns nicht verweichlicht. Einer neuen Analyse zufolge kann der moderne Mensch genauso kraftvoll zubeißen, wie der frühzeitliche Hominid, der die karge Kost der Savanne verspeisen musste. Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass der Kiefer des heutigen Menschen nicht in der Lage sei, eine starke Beißkraft auszuüben - er ist schwächer ausgebildet. Mithilfe eines Computertomographen wollen die Wissenschaftler der University of New South Wales jetzt das Gegenteil festgestellt haben. So verglichen sie dreidimensionale Kiefermodelle des modernen Menschen mit denen von Schimpansen und Gibbons sowie mit frühzeitlichen Vorfahren. Ergebnis: Der Mensch von heute besitzt ein hocheffizientes Gebiss, das sogar kräftiger zubeißen kann, als das von Menschenaffen. Auschlaggebend ist den Forschern zufolge die Lage und Länge des Kiefergelenks. Und das ist beim Menschen länger als beim Primaten und kann damit eine stärkere Hebelwirkung ausüben.

Quelle: DRadio Wissen

Geringes Geburtsgewicht macht anfällig für Ängste

Meldung vom 14.12.2007 - Die Basis für die spätere psychische und emotionale Entwicklung eines Menschen wird bereits im Mutterleib gelegt: Eine kanadische Langzeitstudie zeigt: Kinder, die mit einem niedrigen Geburtsgewicht zur Welt kommen, sind im späteren Leben anfälliger für Angststörungen und Depressionen.

In der Studie analysierten Forscher um Ian Colman von der Universität von Alberta Daten aus einer großen Langzeitstudie. Die 4.600 Teilnehmer kamen 1946 in Großbritannien zur Welt und wurden bis zum Alter von 53 Jahren mehrmals untersucht.

Je geringer das Geburtsgewicht der Personen war, desto höher war ihr Risiko, später an Depressionen oder Angststörungen zu erkranken. Selbst Personen mit nur leichten psychischen Problemen wogen bei der Entbindung tendenziell weniger, wie die Forscher in der Zeitschrift „Biological Psychiatry“ schreiben.

„Klein geboren zu werden, ist nicht unbedingt ein Problem“, räumt Colman ein. „Es ist dann ein Problem, wenn man wegen widriger Umstände im Mutterleib klein zur Welt kommt.“ Unter starkem Stress leidet demnach die Blutversorgung der Gebärmutter und damit auch die Versorgung des Fetus mit Nährstoffen.

Gleichzeitig gibt die Mutter verstärkt Stresshormone an den Fetus weiter, die möglicherweise die Entwicklung des Nervensystems und die Reaktion auf Belastung beeinflussen. Das Resultat der Studie hat laut Colman große gesellschaftliche Bedeutung. Das Fazit fasst der Forscher in einem Satz zusammen: „Wir sollten uns besser um schwangere Frauen kümmern.“

Zur Originalnachricht auf welt.de





Weißbüscheläffchen halfen bei der Menschwerdung

Meldung vom 06.12.2007 - Nicht mal Schimpansen sind sozial. Deshalb war man bislang davon ausgegangen, dass das eine typisch menschliche Eigenschaft ist. Dabei sind die kleinen Äffchen mit den weißen Puschelohren uns in dem Punkt ziemlich ähnlich. Kühne schweizerische Behauptung: Ihr Wesen könnte sogar die Menschwerdung in Gang gebracht haben.

Forscher der Uni Zürich konnten zeigen, dass sich Weißbüscheläffchen prosozial verhalten und um das Wohl ihrer Artgenossen kümmern. Bisher war man davon ausgegangen, dass dieser Altruismus nur den Menschen eigen ist, weil sich nicht einmal die nächsten Verwandten – die Schimpansen – so verhalten. Einzigartig bei den Weißbüscheläffchen ist zudem, dass wie bei den Menschen viele Gruppenmitglieder und nicht nur die Mütter die Kinder aufziehen. Die Anthropologen Judith Burkart und Carel van Schaik gehen deshalb davon aus, dass der Übergang zur kooperativen Jungenaufzucht die Menschwerdung in Gang gebracht hat.

Mindestens 200 Jahre lang glaubten Ökonomen, dass Menschen unverbesserlich egoistisch handeln würden. Allerdings zeigte in den letzten Jahren eine große Anzahl von Arbeiten, dass dieser propagierte "homo oeconomicus" mehr Mythos als Realität ist. In Tat und Wahrheit sind wir Menschen bemerkenswert kooperativ und unterscheiden uns in dieser Eigenschaft von allen Affenarten. Menschen helfen und sind großzügig - auch gegenüber fremden Leuten - und dies häufig in völlig anonymen Situationen. Diese Verhaltensweisen basieren auf einer Psychologie von spontaner Besorgnis um das Wohlergehen von anderen und wird von Ökonomen als "other-regarding preference" bezeichnet, eine Prädisposition für rücksichtsvolles Verhalten.

Wohlergehen des Partners ist nicht einziger Punkt

Experimente mit Schimpansen haben vor kurzem gezeigt, dass kooperatives Verhalten bei Schimpansen nicht wie bei uns auf der Besorgnis um das Wohlergehen des Partners beruht, sondern vielmehr der Regel "Wie-du-mir, so-ich-dir" folgt. Die meisten Primatologen folgerten daraus, dass unser prosoziales Verhalten sich erst vor kurzem entwickelt hat und einzigartig menschlich ist. Aber warum hat sich dieses einzigartige Verhalten bei unseren Vorfahren entwickelt und nicht bei den Vorfahren von anderen Menschenaffen?

Um diese Frage zu beantworten, haben Forscherinnen und Forscher der Universität Zürich Experimente mit Weißbüscheläffchen durchgeführt. Weißbüscheläffchen sind so genannte "cooperative breeders", d.h. sie zeichnen sich durch gemeinsame, kooperative Jungenaufzucht aus. Kooperative Jungenaufzucht bedeutet, dass alle Gruppenmitglieder maßgeblich bei der Aufzucht beteiligt sind und nicht nur die Mütter wie bei den anderen Affen. "Cooperative Breeders" kooperieren auch in den meisten anderen Bereichen ihres Lebens.

Die Weißbüscheläffchen konnten in einem Spiel Futter für andere spenden, ohne selbst etwas dafür zu erhalten und ohne die Chance zu haben, selber im Gegenzug dafür vom Empfänger etwas zu erhalten. Anders als Schimpansen, aber ebenso wie Menschen, spenden die Weißbüscheläffchen freizügig für ihre Artgenossen. Diese Resultate zeigen zum ersten Mal, dass echte Besorgnis um das Wohlergehen von anderen nicht etwas exklusiv Menschliches ist, und unterstützen die Hypothese, dass prosoziales Verhalten eine Folge von kooperativer Jungenaufzucht ist. Die Studie, durchgeführt von Dr. Judith Burkart und Professor Carel van Schaik vom Anthropologischen Institut in Zusammenarbeit mit Professor Ernst Fehr und Dr. Charles Efferson vom Institut für Empirische Wirtschaftsforschung, alle von der Universität Zürich, ist in der Zeitschrift PNAS publiziert worden.

Kettenreaktion beim kleinen und großen Hirn

Aus der Studie ergibt sich ein solches evolutionäres Szenario: Irgendwann haben unsere Vorfahren begonnen, sich gemeinsam um das Großziehen der Kinder zu kümmern. Das stellte einen tief greifenden Bruch mit dem typischen Lebensstil von anderen Affen dar. Obwohl die Vorfahren der Weißbüscheläffchen eine ähnliche Veränderung ihres Lebensstils vornahmen und sie wie die Menschen das zugehörige prosoziale Verhalten entwickelten, gibt es einen wichtigen Unterschied, der weit reichende Folgen für die Menschwerdung hatte. Während das prosoziale Verhalten bei den Weißbüscheläffchen auf ein typisches Tieraffenhirn traf, besaßen die Vorfahren des Menschen bereits ein sehr großes Hirn. Dieses war mindestens so groß wie bei den heutigen Menschenaffen und zu sehr komplexen kognitiven Leistungen fähig. Dieses einzigartige Zusammentreffen von Prosozialität und fortgeschrittener kognitiver Leistungsfähigkeit dürfte eine Kettenreaktion von weiteren Entwicklungen ausgelöst haben, die zu unserer ausschließlich menschlichen kognitiven Ausstattung geführt hat.

Nehmen wir als Beispiel die entscheidende Rolle, die Erwachsene für die intellektuelle Entwicklung von Kindern spielen. Wenn das Bedürfnis, den Kindern Essen zukommen zu lassen, sich auch auf Information ausbreitet, d.h. wenn Erwachsene ein intrinsisches Bedürfnis haben, Kindern wichtige Informationen zuzuführen, würde dies automatisch die Evolution von gemeinsamer Aufmerksamkeit, von Lehren und möglicherweise sogar Sprache begünstigen. Kurz, der Übergang zur kooperativen Jungenaufzucht dürfte der springende Punkt gewesen sein, der die Menschwerdung in Gang gebracht hat.

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by Dr. Radut