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Gesundheit

Der Seeweg zur Syphilis

Meldung vom 15.01.2008: Die Geschlechtskrankheit begleitete laut einer Genanalyse Kolumbus von Amerika nach Europa

Die Syphilis kam mit dem Seefahrer Christoph Kolumbus von der Neuen Welt nach Europa. Diesen Schluss ziehen Forscher aus einer genetischen Analyse des Bakteriums Treponema pallidum und dessen Unterarten, die Syphilis und verwandte Krankheiten verursachen. Die Ergebnisse aus dem Erbgutvergleich beleben erneut eine frühere Kontroverse bezüglich der Herkunft des Erregers: Das Bakterium entwickelte sich demnach wohl nicht, wie von einigen Wissenschaftlern angenommen, in Europa, sondern hat seinen Ursprung in Amerika. Das berichten Forscher um Kristin Harper von der Emory-Universität in Atlanta.

Auf der Suche nach dem Ursprung der Syphilis studierten Harper und ihre Kollegen die Gene von insgesamt 26 Bakterienstämmen, die sie aus verschiedenen Ländern in Europa und Übersee gesammelt hatten. Sie verglichen die Ähnlichkeit im Erbgut der Mikroben und überprüften, zwischen welchen Ländern die Unterschiede in den genetischen Abschnitten am größten waren. Daraus entwickelten sie einen Stammbaum des Bakteriums, der ihnen verriet, in welcher zeitlichen Abfolge die einzelnen Unterarten entstanden.

Der Vorläufer für die geschlechtlich übertragene Form der Syphilis war demnach ein Stamm aus Südamerika. Im Zuge seiner Entwicklung bildeten sich verschiedene Erscheinungsformen der Krankheit heraus, die sich in ihrem Übertragungsweg unterschieden: Anfangs lag die Syphilis in einer Form vor, die bereits im Mutterleib übertragen wurde oder in der frühen Kindheit auftrat. Die Verbreitung des Erregers nach Europa erfolgte dann in der als venerische Syphilis bezeichneten, beim Geschlechtsverkehr übertragenen Variante. Später bildeten sich Abwandlungen wie die sogenannte Frambösie, eine der Syphilis ähnliche Infektionskrankeit, heraus.

Die ersten Fälle der Syphilis wurden 1495 und damit kurz nach Kolumbus' Rückkehr in Europa bekannt. Unklar bleibt noch, ob Kolumbus eine geschlechtliche Form der Syphilis mitbrachte oder ob es sich um einen Vorläufer des Stammes handelte, der sich dann relativ schnell zum heutigen Syphilis-Erreger weiterentwickelte, so die Forscher.

Andere Wissenschaftler wie Connie Mulligan von der Universität von Florida sehen in der Herangehensweise der Forscher jedoch einige Schwächen, wie sie in einem Kommentar schreiben: Harpers Team erstellte die genetischen Stammbäume anhand weniger Erbgutbereiche, die jedoch eine natürliche Variation aufweisen und daher unpassend als Grundlage für einen Vergleich scheinen. Zudem könnten Ähnlichkeiten im Erbgut zweier Unterarten nicht nur auf einen zeitlichen Zusammenhang hinweisen, sondern auch auf ein räumliches Verteilungsmuster, was von den Wissenschaftern aber nicht näher untersucht wurde.

Kristin Harper (Emory-Universität, Atlanta) et al.: PLoS Neglected Tropical Diseases, Band 2, Artikel e148

Kommentar zur Studie: Connie Mulligan (Universität von Florida) et al.: Molecular Studies in Treponema pallidum Evolution: Toward Clarity. PLoS Neglected Tropical Diseases

wissenschaft.de – Christina Taraschewski


Sexdruck fördert Teenie-Schwangerschaften

Meldung vom 15.01.2008 - Jugendliche haben immer früher Sex – und mehr als zehntausend Mädchen unter 18 werden jährlich schwanger. Neben mangelnder Aufklärung und Banalisierung von Sexualität in den Medien spielen vor allem der Gruppenzwang und das "Was, du hast noch nicht?" eine entscheidende Rolle.

Wegen mangelnder Aufklärung und wachsenden Drucks hin zu frühen Sexualerfahrungen werden jährlich weit mehr als zehntausend Mädchen unter 18 Jahren schwanger.

Im Jahr 2006 hätten Minderjährige in Deutschland 6163 Kinder zur Welt gebracht, berichtete Gisela Gille, Vorsitzende der ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau, auf einem Forum der Bundesärztekammer in Berlin. Zugleich gab es 6590 Schwangerschaftsabbrüche bei Mädchen unter 18 Jahren. „Auch wenn diese Zahlen seit dem Jahr 2004 rückläufig sind, besteht in Deutschland nach wie vor dringender Handlungsbedarf“, sagte Gille.

Die Sexualaufklärung sei sex- und verhütungszentriert und orientiere sich wenig an den konkreten Lebensrealitäten der Mädchen, kritisierte die Expertin. Zudem sei die Gesellschaft von Sexualisierung und massenmedialer Stimulation geprägt. Gille: „Durch die Banalisierung von Sexualität in den Medien werden Normen gesetzt, und bei den Jugendlichen entsteht ein spürbarer Gruppendruck, der gepaart mit Halbwissen, Neugier und Beziehungssehnsucht eine brisante Mischung ergibt.“

Sabine Anthuber, Oberärztin an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum München-Großhadern, forderte frühere Aufklärung, da es immer früher zum ersten Geschlechtsverkehr komme. Jungen Mädchen müssten in verständlicher Sprache Informationen vermittelt werden, sagte Gille, unter anderem darüber, „dass sie sich mit dem ersten Geschlechtsverkehr auch Zeit lassen dürfen“.

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Dicke leiden unter falschen Vorurteilen

Meldung vom 14.01.2008 - „Dicke sind selbst Schuld – sie essen zu viel und bewegen sich zu wenig". Vorurteile wie diese sind in der Bevölkerung stark verbreitet. Dabei ist das Problem der Fettsucht viel komplizierter. Marburger Forscher wollen die Vorurteile ändern. Derzeit suchen sie nach dem Weg.

Schweres Übergewicht – Adipositas – ist eines der drängendsten weltweiten Gesundheitsprobleme. Das Robert-Koch-Institut zählt für die Bundesrepublik 18,1 Prozent der Erwachsenen und 6,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen dazu. Zusätzlich sind 15 Prozent der Minderjährigen und mehr als 40 Prozent der Volljährigen übergewichtig. Die medizinischen Folgen sind gravierend: Adipositas erhöht sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen das Risiko für eine Vielzahl an Krankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

"Über die möglichen medizinischen Risiken des Übergewichtes wissen wir mittlerweile recht viel", erklärt Dr. Anja Hilbert, Leiterin einer Nachwuchsforschergruppe zur Adipositas. "Adipöse Menschen sind aber auch Stigmatisierungen und Diskriminierungen in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen ausgesetzt, beispielsweise im Bildungswesen, am Arbeitsplatz, aber auch im Gesundheitswesen. Untersuchungen aus den USA zeigen, dass stark übergewichtige Personen als willensschwach, faul und weniger intelligent eingestuft werden. Bislang wissen wir so gut wie nichts darüber, ob sich das in Europa und besonders in Deutschland ähnlich verhält."

Um diese Lücke zu schließen, haben die Marburger Wissenschaftler in Kooperation mit Proessor Elmar Brähler von der Universität Leipzig eine Untersuchung in der deutschen Bevölkerung durchgeführt. "Das Ergebnis hat uns schon etwas überrascht", kommentiert Professor Winfried Rief vom Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität. "Fast ein Viertel der Befragten haben eindeutig stigmatisierende Einstellungen geäußert. Nur knapp über 20 Prozent lehnen eine pauschale negative Beurteilung von adipösen Personen ausdrücklich ab. Besonders bemerkenswert ist allerdings, dass 55 Prozent unentschieden sind."

Viele Faktoren begünstigen Übergewicht
Dieses Resultat weist wohl auf ein hohes Maß an latenter Stigmatisierung hin. "Es scheint so zu sein, dass die Mehrheit sich nicht sicher ist, ob die Vorurteile über adipöse Menschen zutreffen oder nicht. Das heißt aber möglicherweise, dass viele grundsätzlich auch bereit wären, diese Stereotypen zu bestätigen. Von welchen Faktoren das abhängt, wissen wir allerdings noch nicht sicher", resümiert Anja Hilbert.

Einen Hinweis hat die Studie aber doch ergeben: 85 Prozent der Befragten gaben an, Adipöse seien im Wesentlichen selbst für ihr starkes Übergewicht verantwortlich, da sie sich einfach zu wenig bewegen und zu viel essen. "Die neuesten Forschungsergebnisse zeigen zwar ganz klar, dass Adipositas durch viele Faktoren wie genetische Eigenschaften, das Lebensumfeld, der jeweilige Lebensstil etc. bedingt wird. Aber in der Öffentlichkeit ist bislang zu wenig bekannt, wie komplex das Übergewichtsproblem eigentlich ist. Wer die Ursachen einer Adipositas vor allem im individuellen Verhalten sucht, neigt auch eher zu Vorurteilen", erläutert der Theologe Jens Ried, Mitglied der Nachwuchsforschergruppe.

Die Nachwuchswissenschaftler sehen genau darin aber auch eine Möglichkeit, stigmatisierende Einstellungen zu reduzieren. In einem Experiment der Nachwuchsforschergruppe wurden 130 Studenten über die Entstehung der Adipositas und Stigmatisierung informiert. "Wir konnten feststellen, dass stigmatisierende Einstellungen sich verringern, wenn mehr Wissen über die Adipositas und die verbreiteten Vorurteile vorhanden ist", berichtet Anja Hilbert. "Wir werden diesen Ansatz weiter verfolgen und verschiedene Strategien zur Reduktion des Adipositasstigmas entwickeln und testen."

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Morbus Crohn ist womöglich eine Infektionskrankheit

Meldung vom 12.01.2008 - Europaweit leiden etwa 1,5 Millionen Menschen an der chronischen Darmentzündung Morbus Crohn. Die Ursachen für die Erkrankung sind ungeklärt. Eine Studie belegt, dass das möglicherweise Bakterien zur Erkrankung führen. Der Berufsverband der Internisten zweifelt diese als einzigen Grund jedoch an.

Das Mycobacterium paratuberculosis ist möglicherweise an der Entstehung der chronischen Darmentzündung Morbus Crohn beteiligt. Darauf deuten zumindest Untersuchungen der Universität Liverpool hin. Die Wissenschaftler fanden nach Angaben des Berufsverbandes Deutscher Internisten Hinweise, dass das Bakterium ein spezielles Zuckermolekül freisetzt, welches wiederum die Fresszellen des Immunsystems daran hindert, in den Körper eingedrungene Bakterien zu vernichten. Durch diese Schwächung des Abwehrsystems begünstige das Mycobacterium eine übermäßige Vermehrung anderer Erreger im Darmgewebe und führe somit womöglich auch zu Morbus Crohn.

Europaweit leiden rund 1,5 Millionen Menschen an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die zu heftigen, teils blutigen Durchfällen und krampfartigen Bauchschmerzen führen. Dabei handelt es hauptsächlich um Colitis ulcerosa, die nur den Dickdarm befällt, und Morbus Crohn, der alle Abschnitte des Verdauungstraktes vom Mund bis zum After betreffen kann. Die Erkrankungen, die in ihrer Heftigkeit rasch zunehmen und meist im jungen Erwachsenenalter erstmals auftreten, beeinträchtigen die Lebensqualität stark und können langfristig auch das Krebsrisiko erhöhen.

Die genauen Ursachen sind bis heute unklar. Vermutet werden unter anderem genetische Veranlagung und Umweltfaktoren. Den Verdacht, dass Morbus Crohn auch durch die Infektion mit einem Krankheitserreger ausgelöst werden könnte, haben Wissenschaftler schon seit längerer Zeit, wie der Internisten-Verband berichtet. Mycobacterium paratuberculosis sei zunächst in Rindern, Schafen und Ziegen entdeckt worden. Diese später als Johne’sche Krankheit bezeichnete Tierseuche weise nicht nur ähnliche Symptome wie Morbus Crohn auf, auch andere Gemeinsamkeiten deuteten darauf hin, dass beide Erkrankungen dieselbe Ursache haben könnten.

Der Internist Martin Strauch vom Berufsverband bewertet die Ergebnisse der Liverpooler Studie allerdings noch sehr zurückhaltend: „Ob eine Infektion mit den Erregern tatsächlich der Grund für die Erkrankung ist, bleibt auch nach diesen Ergebnissen weiter unklar.“ Darmzellen von Morbus-Crohn-Patienten seien zwar oft von Mycobakterium paratuberculosis befallen, dies könnte aber lediglich die Folge anderer auslösender Faktoren sein, zum Beispiel einer Veränderung des Erbgutes. So haben Forscher laut Strauch in den letzten Monaten die Entdeckung verschiedener Genveränderungen gemeldet, die die Entstehung von Morbus Crohn begünstigen.

Mycobakterien sind nach Angaben der Experten eine eigene Bakterienfamilie, zu der verschiedene Krankheitserreger gehören, wie etwa die Erreger der Tuberkulose (Mycobacterium tuberculosis) und der Lepra (Mycobacterium leprae). Sie gelten als sehr widerstandsfähig und sind gegen viele Antibiotika resistent.

Weitere Informationen unter:
www.internisten-im-netz.de

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Weintrauben machen Kariesbakterien unschädlich

Meldung vom 11.01.2008 - Inhaltsstoffe von roten Weintrauben können einer Studie zufolge Kariesbakterien im Mundraum unschädlich machen: So genannte Polyphenole töten die Erreger vom Typ Streptococcus mutans zwar nicht ab, beeinträchtigen jedoch weitgehend die Fähigkeit der Bakterien, Schäden anzurichten.

Forscher von der Universitäten Rochester und Cornell haben untersucht, wie sich Polyphenol-Extrakte verschiedener Rebsorten auf die Mutans-Streptokokken, die Hauptauslöser von Karies, auswirken.

Über spezifische Mechanismen hindern die Extrakte der Weintraube die Keime daran, bestimmte Säuren zu produzieren und sich unter einer Schleimschicht in großen Kolonien, sogenannten Biofilmen, zu verschanzen.

Die Forscher wollen nun die wichtigsten Wirkstoffe der Polyphenole ermitteln und isolieren. Daraus ließen sich etwa Mittel zum Spülen des Mundraums herstellen. Von Vorteil ist dabei, dass sich dafür Abfallstoffe aus der Weinproduktion verwerten lassen.

Denn Polyphenole kommen besonders zahlreich im Trester vor, also den Pressrückständen, die aus Schalen und Kernen der Trauben bestehen.

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by Dr. Radut