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Single-Risiko für Akademiker besonders groß

Meldung vom 26.12.2007 - In Deutschland gibt es rund 14 Millionen Einpersonen-Haushalten – Tendenz steigend. In den Städten lebt sogar die Hälfte der Menschen alleine. Freundschaften zu schließen wird für viele immer schwerer und kann sogar, so das Ergebnis einer neuen Studie, vom Bildungsstand abhängen.

Forscher an der Fernuniversität Hagen haben die Netzwerke untersucht, die zu neuen Kontakten führen. Herausgefunden haben sie dabei, dass es insbesondere Bessergebildete heute schwerer haben als Menschen mit mittlerer Bildung, Beziehungen aufzubauen.

 Bessergebildete sind vom Single-Bleiben vor allem dann besonders bedroht, wenn sie nicht (mehr) in den Bildungsprozess eingebunden sind: "Sie sind bei der Suche nach dauerhaften Freundschaften und intimen Beziehungen sehr stark auf die Institutionen und Organisationen fixiert, in denen sie arbeiten oder lernen", erläutert Jochen Hirschle die Forschungsergebnisse. Andere Wege zu finden falle ihnen oft schwer.

Dabei könnte man doch annehmen, dass es im Zeitalter der Mobilität kein Problem sein dürfte, jemanden kennenzulernen. "Das stimmt nicht mehr", so Hirschle: Früher, als das Leben noch durch die lokale Gemeinschaft geprägt war, fand man Partnerin oder Partner häufig durch Familie, Freunde, Nachbarn, Verein oder Kirche. Durch die Auflösung solcher Strukturen im Zuge der Globalisierung und Individualisierung gehen jedoch zunehmend wichtige Netzwerke verloren, in denen man Freunde von Freunden und Bekannte von Bekannten kennenlernen kann.

Zwar haben sich die Treff-Möglichkeiten durch steigende Mobilität vervielfacht. Gleichzeitig ist jedoch die soziale Distanz größer geworden: "Dass man sich mit einer anderen Person an einem Ort befindet, reicht keineswegs aus, mit ihr in sozialen Kontakt zu treten." So bleiben Menschen häufig selbst in Gesellschaft allein.

Einfacher haben es Menschen, die lokalen Gemeinschaften angehören und sich z. B. mit Freunden in Kneipen, Bars oder Discotheken treffen, um so weitere Kontakte knüpfen zu können: Viel mehr Probleme haben aber Menschen, die auf Karriere setzen. Ihr Leben und Denken dreht sich in erster Linie um Ausbildung oder Arbeit: Andere Menschen lernen sie meist nur in Schule, Hochschule oder Unternehmen kennen.

Der Studie zufolge fanden 32 Prozent aller Befragten mit Abitur ihre Partner in Bildungs- und Berufseinrichtungen, aber nur 17 Prozent derjenigen mit Haupt- und Realschulabschluss. Diese wiederum knüpften zu 60 Prozent ihre Partnerschaft in Freundeskreis, Disco oder Kneipe - was hingegen nur 41 Prozent der Abiturienten gelang. Abiturienten, die nach Abschluss ihrer Berufsausbildung ohne Partnerschaft verbleiben oder durch Trennung zum Single werden, haben demnach weit geringere Chancen als andere Bildungsgruppen, eine neue Partnerschaft zu schließen.

Hirschle hat festgestellt, dass Menschen mit höherem Bildungsgrad ein anderes Freizeitverhalten haben und sich häufiger mit einigen wenigen engen Freunden zu Hause treffen, anstatt auszugehen. Darüber hinaus sind die Möglichkeiten des Ausgehens häufig auch an die Einbindung in lokale Netzwerke gekoppelt. Ist man beruflich mobil, kann man sie viel schlechter aufbauen und pflegen, so dass Ausgehen häufig auch aufgrund mangelnder lokaler Einbindung verhindert wird.

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