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Morbus Crohn ist womöglich eine Infektionskrankheit

Meldung vom 12.01.2008 - Europaweit leiden etwa 1,5 Millionen Menschen an der chronischen Darmentzündung Morbus Crohn. Die Ursachen für die Erkrankung sind ungeklärt. Eine Studie belegt, dass das möglicherweise Bakterien zur Erkrankung führen. Der Berufsverband der Internisten zweifelt diese als einzigen Grund jedoch an.

Das Mycobacterium paratuberculosis ist möglicherweise an der Entstehung der chronischen Darmentzündung Morbus Crohn beteiligt. Darauf deuten zumindest Untersuchungen der Universität Liverpool hin. Die Wissenschaftler fanden nach Angaben des Berufsverbandes Deutscher Internisten Hinweise, dass das Bakterium ein spezielles Zuckermolekül freisetzt, welches wiederum die Fresszellen des Immunsystems daran hindert, in den Körper eingedrungene Bakterien zu vernichten. Durch diese Schwächung des Abwehrsystems begünstige das Mycobacterium eine übermäßige Vermehrung anderer Erreger im Darmgewebe und führe somit womöglich auch zu Morbus Crohn.

Europaweit leiden rund 1,5 Millionen Menschen an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die zu heftigen, teils blutigen Durchfällen und krampfartigen Bauchschmerzen führen. Dabei handelt es hauptsächlich um Colitis ulcerosa, die nur den Dickdarm befällt, und Morbus Crohn, der alle Abschnitte des Verdauungstraktes vom Mund bis zum After betreffen kann. Die Erkrankungen, die in ihrer Heftigkeit rasch zunehmen und meist im jungen Erwachsenenalter erstmals auftreten, beeinträchtigen die Lebensqualität stark und können langfristig auch das Krebsrisiko erhöhen.

Die genauen Ursachen sind bis heute unklar. Vermutet werden unter anderem genetische Veranlagung und Umweltfaktoren. Den Verdacht, dass Morbus Crohn auch durch die Infektion mit einem Krankheitserreger ausgelöst werden könnte, haben Wissenschaftler schon seit längerer Zeit, wie der Internisten-Verband berichtet. Mycobacterium paratuberculosis sei zunächst in Rindern, Schafen und Ziegen entdeckt worden. Diese später als Johne’sche Krankheit bezeichnete Tierseuche weise nicht nur ähnliche Symptome wie Morbus Crohn auf, auch andere Gemeinsamkeiten deuteten darauf hin, dass beide Erkrankungen dieselbe Ursache haben könnten.

Der Internist Martin Strauch vom Berufsverband bewertet die Ergebnisse der Liverpooler Studie allerdings noch sehr zurückhaltend: „Ob eine Infektion mit den Erregern tatsächlich der Grund für die Erkrankung ist, bleibt auch nach diesen Ergebnissen weiter unklar.“ Darmzellen von Morbus-Crohn-Patienten seien zwar oft von Mycobakterium paratuberculosis befallen, dies könnte aber lediglich die Folge anderer auslösender Faktoren sein, zum Beispiel einer Veränderung des Erbgutes. So haben Forscher laut Strauch in den letzten Monaten die Entdeckung verschiedener Genveränderungen gemeldet, die die Entstehung von Morbus Crohn begünstigen.

Mycobakterien sind nach Angaben der Experten eine eigene Bakterienfamilie, zu der verschiedene Krankheitserreger gehören, wie etwa die Erreger der Tuberkulose (Mycobacterium tuberculosis) und der Lepra (Mycobacterium leprae). Sie gelten als sehr widerstandsfähig und sind gegen viele Antibiotika resistent.

Weitere Informationen unter:
www.internisten-im-netz.de

Zur Originalnachricht auf welt.de







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