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Zyankali

Gift verhilft zu neuem Leben nach Buschfeuer

Meldung vom Mittwoch, 22. Juni 2011 - Ein nützliches Gift - ein Widerspruch in sich?

Nein, sagen australische Forscher. Denn zum Beispiel Zyankali wirke einerseits als tödliches Gift, andererseits trage es dazu bei, dass nach einem Buschfeuer neue Pflanzen entstehen könnten. Wie die Wissenschaftler in dem Fachjournal "Nature Communications" berichten, enthält die Asche verbrannter Pflanzen eine Substanz, die bei Kontakt mit Wasser Zyanid freisetzt. Das Zyanid wirke auf die Samen vieler Pflanzenarten als Signal zum Aufkeimen. Dieser natürliche Mechanismus sorgt den Forschern zufolge dafür, dass sich nach Bränden die Vegetation schnell wieder erholt. Auf welche Weise das Zyanid als Signalstoff auf die Samen einwirkt, ist noch nicht geklärt.

Mit ihrer Untersuchung haben die Forscher nach eigenen Angaben eine bisher unbekannte Rolle für Zyanid in der Pflanzenökologie aufgedeckt. Das könnte nun helfen zu erklären, wie sich Pflanzen im Laufe der Evolution an großflächige Feuerausbrüche angepasst haben.

Quelle: DRadio Wissen

 

 

Eine Pille gegen Zyankali

Meldung vom 28.12.2007 - Forscher finden schnell wirkendes Gegengift gegen Zyanide

US-Forscher haben ein Gegenmittel gegen Zyankali und andere giftige Zyanide entwickelt, das in weniger als drei Minuten wirkt. Es kann im Gegensatz zu bisher gebräuchlichen Gegengiften oral, also in Form einer Tablette oder eines Pulvers, eingenommen werden und ist dank einer Wirkdauer von mehr als einer Stunde auch zur Vorbeugung einer Vergiftung geeignet. Gedacht ist das Mittel vor allem für Feuerwehrmänner, die unter anderem bei Schwelbränden häufig hohen Konzentrationen von Zyaniden ausgesetzt sind, sowie für Opfer von Unfällen in der chemischen Industrie oder von Giftgasanschlägen. In Tierversuchen habe sich das Mittel bereits als ungewöhnlich effektiv erwiesen, klinische Studien sollen daher so schnell wie möglich folgen, berichten die Forscher um Steven Patterson von der Universität von Minnesota.

Bei dem Gegengift handelt es sich eigentlich um eine ganze Gruppe von Substanzen, deren Wirkung jedoch auf dem gleichen Mechanismus beruht: Sie werden im Körper alle in einen Stoff namens 3-Mercaptopyruvat umgewandelt. Dieses Molekül kurbelt die körpereigene Entgiftungsmaschinerie an, mit der der Organismus natürliche Zyanide wie sie etwa in Bittermandeln, Süßkartoffeln oder Leinsamen vorkommen, unschädlich macht.

"Es wirkt viel, viel schneller als die gängigen Gegengifte", erklärt Studienleiter Patterson. Das ist bei Zyanidvergiftungen von entscheidender Bedeutung, denn einmal aufgenommen – sei es mit der Atemluft, mit der Nahrung oder über Kontakt mit der Haut – wandeln sich die Verbindungen sehr schnell in Blausäure um. Diese hemmt die zelluläre Atmung, sprich: sie verhindert, dass der Körper Sauerstoff aufnehmen kann. Das führt zu Atemnot, Krämpfen, Schwindel, Erbrechen, Bewusstlosigkeit und unbehandelt schließlich innerhalb kurzer Zeit zum Tod.

Als Gegenmaßnahme wird im Moment hauptsächlich eine Kombination aus 4-Dimethylaminophenol (4-DMAP) und Natriumthiosulfat eingesetzt. Dadurch wird ein Teil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin so umgewandelt, dass er das Zyanid chemisch bindet und damit unschädlich macht, und gleichzeitig der natürliche Entgiftungsmechanismus verstärkt. Da das DMAP jedoch injiziert werden muss und zudem die Sauerstoffaufnahmekapazität des Blutes beeinträchtigt, ist es für den Einsatz in Notfällen oder bei einer großen Anzahl von Opfern nur bedingt geeignet. Die neuen Substanzen wären hier dank der Möglichkeit der oralen Einnahme, der schnellen Wirkung und der vergleichsweise langen Wirkdauer von Vorteil, erklären die Forscher. Sie glauben, innerhalb der nächsten drei Jahre mit den klinischen Studien beginnen zu können.

Steven Patterson (University of Minnesota, Minneapolis) et al.: Journal of Medicinal Chemistry, Bd. 50, S. 6462

wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel


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by Dr. Radut