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Trotten auf ausgetretenen Pfaden

Meldung vom 12.12.2007 - Menschen gehen ähnlich wie Ameisen lieber auf vertrauten Wegen.

Wenn Menschen sich durch unbekanntes Gelände führen lassen, bleiben sie später dem einmal gezeigten Weg treu. Sie gehen selbst dann immer wieder dieselbe Route, wenn sie wissen, dass es Abkürzungen zu ihrem Ziel gibt. Diese Präferenz für den Umweg geben sie auch an andere Menschen weiter, haben niederländische Forscher herausgefunden. Damit etablieren Menschen über Generationen hinweg quasi Trampelpfade, auf denen sie wie Ameisen entlang ihrer Ameisenstraße navigieren. Dieses Verhalten ist dann besonders kritisch, wenn in Notfällen ein kurzer und schneller Rettungsweg abseits der Routinewege genutzt werden soll, schreiben die Forscher.

In einem Gebäude beobachteten die Forscher, welche Wege insgesamt 72 Testpersonen einschlugen. Dazu hatten sie den Probanden zunächst vorgetäuscht, es gehe um das Bearbeiten eines Puzzles. Sie führten die Testpersonen einzeln entlang eines Korridors und in einen Raum mit zwei Türen, in dem auf einem Arbeitstisch die Puzzleaufgabe lag. Im ersten Experiment war das Puzzle von beiden Türen gleich weit entfernt. Die Probanden nahmen für ihren Weg zum Puzzle immer die Tür, durch die sie auch schon zuvor gegangen waren. In einem weiteren Experiment lag das Puzzle von einer Tür deutlich weiter entfernt als von der anderen Tür. Dennoch nahmen die Probanden auf ihrem Rückweg immer den Umweg in Kauf und gingen fast nie die Abkürzung durch die näher gelegene Tür.

In weiteren Tests sollten die Probanden andere Probanden durch Korridor, Türen und Raum zum Puzzle führen. Es stellte sich heraus, dass sie in den meisten Fällen den mit dem Forscher gegangenen Umweg nahmen. Für die Wissenschaftler ist das ein Beispiel dafür, wie eine Weginformation von einer in die nächste Generation weitergegeben wird. Sie vergleichen dieses Verhalten mit der Strategie von Ameisen und Fischen, ihre Artgenossen zu einem Ziel zu leiten. Der einmal eingeschlagene Weg etabliert sich damit als ein Trampelpfad, der intuitiv immer wieder genutzt wird, auch wenn es kürzere Alternativen gibt. Dieses Beharren auf bekannten Wegen sollte beim Ausweisen von Notfallplänen berücksichtigt werden, erklären die Forscher.

Simon Reader (Universität von Utrecht) et al.: Biology Letters, Online-Vorveröffentlichung, DOI:10.1098/rsbl.2007.0544

wissenschaft.de – Martin Schäfer



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