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Grand-Canyon-Flutung hat nur geringe Chancen

Meldung vom 07.03.2008 - Für 60 Stunden wird der Grand Canyon geflutet. Grund: Die US-Behörden hoffen dadurch das Ökosystem der Region anzuregen. Gigantische Wassermassen strömen durch den Colorado-Fluß. Der Erfolg der kontrollierten Überschwemmung ist jedoch ungewiss. Renommierte Wissenschaftler sind kritisch.

Die künstliche Flutung des Grand Canyon kann nach Expertenansicht kaum für eine Wiederherstellung von Lebensräumen des weltbekannten Tals sorgen. Das Ergebnis der Aktion sei sehr unsicher, sagte am Freitag der in Frankfurt am Main ansässige Hydrobiologe und Süßwasser-Experte der Umweltorganisation WWF, Petr Obrdlik. „Die Frage ist, wie viel das Fluten am Colorado River bringt, wenn das nur alle paar Jahre geschieht.“ Ohne behindernde Staudämme würde die Schlucht mehrmals im Jahr derartig geflutet, wie es jetzt künstlich geschehen müsse, betonte Obrdlik.

Das Ökosystem im Grand Canyon National Park ist nach seinen Worten vor allem durch den 1963 angelegten Stausee Lake Powell gestört. Dadurch habe der Fluss an Dynamik verloren. „Laichplätze auf Kies und Sandbänken am Flussufer sind verloren gegangen, lachsartige Fische können auch nicht mehr flussaufwärts zum Laichen schwimmen.“ Doch solche Fragen nach den Folgen habe man sich in den 1960er Jahren nicht gestellt, sagte der Experte.

Am Mittwoch hatte US-Innenminister Dirk Kempthorne begonnen, eine Flut aus dem Powell-See in Gang zu setzen. 60 Stunden lang sollten Wassermassen durch ein 446 Kilometer langes Teilstück des Colorado strömen. Das wissenschaftliche Experiment soll helfen, Sand und Schlick für Tiere und Erholungssuchende an den Ufern zu bilden und damit auch bedrohte Fischarten zu retten.

Bereits 1996 und 2004 war der Grand Canyon geflutet worden. In den kommenden fünf Jahren wollen die USA jeweils im Herbst mehr Wasser als sonst in den Colorado River fließen lassen. Dann soll dies allerdings nicht in einem großen Schub geschehen wie jetzt, sondern stetig, über zwei Monate hinweg.

Zur Originalnachricht auf welt.de

 



 



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