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Auch junge Wilde werden älter

Meldung vom 28.01.2008 - Bevölkerungspyramide wird sich in den Schwellenländern umkehren

Auch islamischen Ländern wie dem Irak, Pakistan und Saudi-Arabien steht in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten ein starker demografischer Wandel bevor: Wo heute noch ein massiver Überschuss junger Menschen zu verzeichnen ist und in der Folge Arbeitslosigkeit und Frustration um sich greifen, werden ähnliche demografische Verhältnisse wie heute in Westeuropa einkehren. Das sagen amerikanische Wissenschaftler um Mark Haas von der Duquesne-Universität in Pittsburgh anhand von Berechnungen der Bevölkerungsentwicklung voraus. Der Übergang könnte mit einem wirtschaftlichen Aufschwung einhergehen und den betroffenen Ländern mehr Sicherheit und politische Stabilität geben.

Ein übermäßig großer Anteil junger, frustrierter Menschen gilt als Nährboden für Kriminalität, Gewalt, politische Instabilität und religiösen Fundamentalismus. Doch das Problem mit dem Überschuss junger, meist arbeitsloser Männer und Frauen wird die Bevölkerungsentwicklung in vielen Ländern von selbst lösen, prognostizieren Haas und seine Kollegen: Nicht nur in den islamischen Ländern werden die Gesellschaften künftig zunehmend von älteren Menschen geprägt sein, sondern auch in China und Russland – ein Trend, der in westeuropäischen Ländern wie Großbritannien, Frankreich und Deutschland längst angekommen ist.

So wird beispielsweise in Russland der Anteil der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren bis 2050 um 34 Prozent sinken, da heute bereits die Bevölkerungszahl um 700.000 Menschen pro Jahr zurückgeht. In China wird das Durchschnittsalter der Bevölkerung auf 45 Jahre ansteigen. Die Regierungen werden sich daher auf ähnliche demografische Probleme einzustellen haben wie heute die westlichen Länder, in denen immer weniger arbeitende Menschen immer mehr Rentner und Ruheständler zu versorgen haben.

Allein für die USA sagen die Bevölkerungswissenschaftler eine vergleichsweise ausgewogene Bevölkerungsverteilung voraus. Bis zum Jahr 2050 wird der Anteil der arbeitenden Bevölkerung in den USA sogar noch ansteigen. Das Durchschnittsalter der Amerikaner wird dann im Vergleich mit allen anderen Industrienationen zu den niedrigsten gehören, erklären die Forscher.

Mark Haas (Duquesne-Universität, Pittsburgh) et al.: Public Policy & Aging Report, Band. 17, Nr. 4

wissenschaft.de – Ulrich Dewald




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